Neudorf b. Luhe: Geschichtlicher Überblick
Neudorf wird nach J. Will ( Die Ortsnamen des Landkreises Neustadt a.d. Waldnaab, in: Heimatbl. f. d. oberen Naabgau 17,1939, S. 41) im Jahr 1347 zum ersten Mal urkundlich genannt . Aus dem Jahr 1353 stammt die folgende Urkunde. Sie datiert vom 30. Oktober und wurde zu Hagenau ausgestellt. Ihr ist zu entnehmen, dass der König von Böhmen und spätere deutsche Kaiser Karl IV. mit Ulrich Dreswitzer einen Gütertausch tätigt. Die Urkunde lautet wie folgt :
"Ich Ulreich Dreswicz bekenn etc., daz ich mit wolbedachtem mut und mit gutem willen mein gut und dorf genant Aschov, das gelegen ist bei der statt Tachow, mit dem allerdurchleuchtigsten fursten und herren, hern Karl Romischen kunig und kunige zu Behem, meinen gnedigen herren, umb sein gut zu Neundorf, das gelegen ist under der vesten zu Parigstein, recht und redlich hab verwechselt und darum verzeich ich mich fur mich und meine erben alles des rechten, das wir zu dem vorgenanten gute und dorf zu Aschow gehabt haben. Und des zu urkund gib ich disen brief, besigillten mit meinem ingesigill, der geben ist zu Hagenow, da man zalt von Crists geburt MCCC und in dem LIII jare, des nechsten mitwochen vor Aller heiligen tag." (V. Hruby, Archivum coronae regni Bohemiae II, Urk. Nr. 289)
Die Dreswitzer waren Dienstmannen (Ministerialen) der Grafen von Ortenburg und gehörten dem niederen Adel an. Sie nannten sich nach der Burg Treswitz (dem heutige Burgtreswitz zwischen Vohenstrauß und Moosbach). Die Zugehörigkeit Neudorfs zu Parkstein war maßgebend für die landeshoheitlichen und administrativen Verhältnisse und somit von entscheidender Bedeutung für die folgenden Jahrhunderte. Die Landeshoheit über dieses Gebiet bestand später aus einem brandenburgischen und einem pfälzischen Anteil, wobei der brandenburgische Anteil alsbald in bayerischen Besitz kam (durch Heirat). Die beiden Anteile wechselten des öfteren ihre Besitzer.
Nachdem die Dreswitzer Neudorf seit 1353 über einen Zeitraum von nahezu 14 Jahren in Besitz hatten, verkauften am 15. März 1367 die Brüder Michael, Berthold und Lebe Dreswitzer und ihre Mutter Katharina das Dorf an die Brüder Dietrich und Heinrich von Wildenstein um 915 Pfd. hl. Die neuen Besitzer von Neudorf, Dietrich VI. und Heinrich VIII. von Wildenstein, entstammten einem bayerischen Adelsgeschlecht, das sich nach der Burg Wildenstein bei Dietfurt im Landkreis Riedenburg nannte. Das Adelsgeschlecht der Wildensteiner war im 14. Jhd. sehr einflussreich. Besondere Beziehungen hatten sie zu Karl IV. und waren dessen wichtigste Dienstmannen in Karls neuböhmischem Gebiet. Heinrich V., der Vater der beiden Brüder Dietrich und Heinrich, schloss mit Karl IV. einen Öffnungsvertrag über seine Burg Rothenberg (1353) und verkaufte sie 1360 an ihn. Andere Besitzungen wurden schon 1356 Lehen und offenes Haus der böhmischen Krone.
Die Wildensteiner waren es auch, die in Neudorf die erste Kirche bauten. Dies geht aus einer Urkunde über einen Ankauf der Wildensteiner hervor: Im Jahr 1384 kaufte Anna Wildensteiner, die Frau von Heinrich VIII, von Ruprecht von Freudenberg die Vogtei über vier Güter zu Schleißdorf (bei Freudenberg) für die von ihr in Neudorf erbaute Kirche. Die Verbindung zu Freudenberg ergab sich dadurch, dass Anna aus dem Geschlecht der Freudenberger stammte. Ihr Mann, Heinrich VIII., war zu diesem Zeitpunkt bereits tot; er starb im gleichen Jahr wie sein Vater, nämlich 1380. Sein Sohn Hans II. ist 1410 und 1414 als Besitzer von Neudorf genannt . Er starb wahrscheinlich 1441 und hinterließ zwei Söhne, Georg und Martin I. Dessen Sohn Martin II. ist 1475 als Besitzer von Neudorf und Gelpertsricht belegt. Zu dieser Zeit gehörte also Gelpertsricht bereits zu Neudorf. Spätestens seit dem Kauf Neudorfs durch die Wildensteiner galt Neudorf als Sitz einer adeligen Gutsherrschaft, für die auch die Bezeichnungen Hofmark oder Landsassengut üblich waren. Somit waren die jeweiligen Inhaber der Gutsherrschaft Neudorf "Landsassen", ihr Gutsbesitz war "Landsassengut", auch "Landsasserei" oder "adeliger Sitz" genannt.
Neudorf als böhmisches Lehen
Nach Martin II. erscheint sein Bruder Albrecht II. als Besitzer von Neudorf. Er verkaufte es mit Hofmarksrecht , Obrigkeit und Gerechtigkeit und dem Kirchenlehen am 23. Februar 1487 an einen Verwandten, nämlich an Alexander I. von Wildenstein. Neudorf wird bei diesem Kauf als böhmisches Lehen bezeichnet. Darüber, wie und wann Neudorf zu einem böhmischen Lehen wurde, gibt es in der einschlägigen Literatur einige Unklarheiten und Widersprüche. Eine grundlegende Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der verschiedenen Landesteile liefert der Historische Atlas von Bayern (von H. Sturm für den ehemaligen Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab und für Weiden und von D. Bernd für den ehemaligen Landkreis Vohenstrauß ). Beide berichten davon, dass Heinrich Nothaft seine Burg Wernberg mit Neudorf im Jahre 1367 Karl IV. als Lehen auftrug . Nun lässt sich aber kein Nachweis finden, dass Neudorf je im Besitz der Nothaft war. Vielmehr ging es in diesem Zeitraum von den Dreswitzern an die Wildensteiner über, die es nachweislich bis ins 16. Jhd. in Besitz hatten. Sturm verweist in diesem Zusammenhang auf Illuminatus Wagner ( Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg). Bei Wagner erscheint an der genannten Stelle tatsächlich die bereits erwähnte Lehensübertragung von Wernberg als auch, wenige Zeilen später, der Verkauf Neudorfs an die Wildensteiner. Beide Vorgänge stehen aber in keinerlei Beziehung zueinander.
Bernd wiederum verweist auf F. Lommer ( Geschichtliche Nachrichten über Wernberg / Die Oberpf. 1916 ). Dieser berichtet, dass Wernberg zusammen mit Neudorf 1367 böhmisches Lehen wurde. Noch an gleicher Stelle vermerkt er jedoch, dass in dem Lehensbrief, den Karl IV. dem Heinrich Nothaft ausstellte, nur die Veste Wernberg erwähnt ist, " während von Zugehörungen derselben nicht die Rede ist, obwohl das sonst regelmäßig beigesetzt wurde ". Die Ursache dieses Widerspruchs ist wohl darin zu suchen, dass später, im 16. Jhd., als die Leuchtenberger Besitzer von Wernberg und Neudorf waren, diese beiden Orte zusammen als böhmische Lehen empfangen wurden. Der Ursprung der Lehensbindung musste deshalb nicht der gleiche sein.
Wann aber wurde Neudorf böhmisches Lehen? Wir stoßen wieder auf eine, allerdings ältere, Arbeit Lommers ( Die böhmischen Lehen in der Oberpfalz Bd.I. Amberg 1907 ). Darin berichtet er ( ohne jedoch die Quelle zu nennen ), dass der Böhmenkönig Wladislaw II. dem Marquart von Wildenstein im Jahre 1500 " 3 Teile am Schloss Wildenfels und das Dorf Neudorf an der Naab bei Lue mit allem Zugehör, wie er es von Alexander von Wildenfels ererbt, auch seine Vorfahren um Schutz willen der Krone Böhmen zu Lehen aufgetragen, zu männlichem Lehen " verlieh. Demnach haben also die Vorfahren jenes Marquart von Wildenstein ( oder Wildenfels, wie die Wildensteiner auch genannt wurden ) Wildenfels und Neudorf der Krone Böhmen als Lehen aufgetragen. Dafür sprechen die vielfältigen und engen Beziehungen der Wildensteiner mit der böhmischen Krone in der Zeit Karls IV. Da die Burg Wildenfels bezüglich der Lehensbindung und der Lehensverleihung im gleichen Zusammenhang wie Neudorf erwähnt wird, spricht alles dafür, dass die Brüder Heinrich VIII. und Dietrich VI. Neudorf bald nach dem Kauf im Jahr 1367 der böhmischen Krone zum Lehen aufgetragen haben, so, wie es ihr Vater Heinrich V. mit Rothenberg und Strahlenfels und ihre Vettern, die Brüder Dietrich VIII., Friedrich, Heinrich IX., Albrecht I. und Otto, mit Wildenfels getan hatten.
Nur wenige Jahre später, 1507, erscheint Neudorf im Besitz des Christoph von Lentersheim. Dieser war der Schwiegersohn des Alexander von Wildenstein. Im Jahre 1528 befindet sich Neudorf im Besitz des Martin III. von Wildenstein und seiner Verwandten. Sie empfingen am 7. August dieses Jahres zu Prag vom böhmischen König Ferdinand Sitz und Dorf Neudorf als Lehen. Bei den Verwandten handelte es sich um seine Brüder Albrecht III. und Alexander II. sowie um Georg von Heideck, Georg von Gnodstadt und die unmündigen Felicitas und Kunigunde von Gnodstadt, Ludwig von Eyb, die Witwe Gertrud von Schaumberg, Mathes von Rosenau, die Brüder Gilg und Haug von Parsberg und schließlich Christoph Marschalk . Ludwig von Eyb entstammte einem bedeutenden fränkischen Adelsgeschlecht und war Großhofmeister der Pfalz zu Bayern und Hofmeister von Markgraf Albrecht Achilles aus dem Hause Hohenzollern. Er war verschwägert mit Georg von Heideck, der ebenfalls einer einflussreichen fränkischen Adelsfamilie angehörte. Dieser wurde später pfälzischer Hofmeister in Neumarkt und Berater der Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp, für die das Fürstentum Pfalz-Neuburg ( die "Junge Pfalz" ) geschaffen worden war. Ein Jahrzehnt danach kehrte er in die Oberpfalz zurück und erwarb 1540 die Herrschaft Neustadt an der Waldnaab und die Herrschaft Störnstein. Als Georg von Heideck am 30. März 1551 starb, wurde er in der Pfarrkirche in Altenstadt an der Waldnaab beigesetzt.
Im Besitz der Landgrafen von Leuchtenberg
Nachdem die Wildensteiner ( und ihre Verwandten ) Neudorf ( mit Gelpertsricht ) über 160 Jahre in Besitz hatten, verkauften sie im Jahre 1529 das Gut und die Herrschaft Neudorf an Landgraf Johann von Leuchtenberg. Der förmliche Kaufbrief über das Gut Neudorf wurde erst am 28. Februar 1530 ausgestellt. Bestätigt wurde darin auch der Empfang des Kaufpreises von 3000 Gulden. Da Neudorf böhmisches Lehen war, wurde von den Verkäufern am gleichen Tag ein Aufsendbrief an König Ferdinand von Böhmen ausgestellt. Damit sollte die Lehensbindung Neudorfs auf Landgraf Johann von Leuchtenberg übertragen werden. Ab dem Zeitpunkt, da das Gut Neudorf mit Gelpertsricht in den Besitz der Landgrafen überging, wurde auch Grünau, das sich schon vorher im Besitz der Landgrafen befand, zum Gut Neudorf gerechnet.
Im Jahre 1530 erwarben die Landgrafen von Leuchtenberg auch Wernberg und Luhe. Die drei Ortschaften, über denen die Landgrafen nun die Grundherrschaft besaßen, lagen außerhalb des leuchtenbergischen Territoriums. Luhe und Wernberg gehörten landeshoheitlich zum Territorium der Oberen Pfalz ( Kurpfalz ), Neudorf lag im Gemeinschaftsamt Parkstein - Weiden ( mit zweifacher Landeshoheit: Pfalz - Neuburg und Kurpfalz ). Diese Konstellation führte in der Folgezeit wiederholt zu Komplikationen: Besitzer und Grundherr war der Landgraf von Leuchtenberg; die Landeshoheit über diese drei Orte besaß er allerdings nicht. Wernberg und Neudorf waren darüber hinaus böhmische Lehen. Noch komplizierter war die Konstellation im Fall Neudorf: Die Landgrafen hatten nicht nur die Lehensbindung zu Böhmen zu respektieren, sondern auch die Landeshoheit, die in zwei Händen lag. Die drei Erwerbungen Wernberg, Luhe und Neudorf wurden vom Wernberger Pflegamt aus verwaltet, zuständig dafür war ein leuchtenbergischer Pfleger oder Kanzler. Landgraf Johann starb am 1. September 1531, sein Erbe trat nun Landgraf Georg an und musste somit wegen der böhmischen Lehen um Neubelehnung nachsuchen. Die Lehensurkunde des böhmischen Königs Ferdinand über Sitz und Dorf Neudorf wurde zu Prag am 20. März 1534 ausgestellt.
Reformationszeit und 30-jähriger Krieg
Das 16. Jahrhundert brachte mit den religiösen Erneuerungsversuchen Luthers, Calvins und Zwinglis große Umwälzungen in die religiösen Traditionen der Bevölkerung. Ursache dafür waren nicht nur die neuen Lehren selbst, sondern vor allem auch die Landesherren, die den Anspruch erhoben, über die Religion und das Gewissen ihrer Untertanen bestimmen zu können ( "cuius regio, eius religio": wessen Land, dessen Religion ). Für die Bevölkerung bedeutete dies, dass immer dann, wenn der Landesherr sein Bekenntnis wechselte, auch sie dazu gezwungen waren.
In der Oberpfalz setzte sich die protestantische Lehre durch. Die Landgrafen von Leuchtenberg jedoch blieben katholisch. Der liberal gesinnte Landgraf Heinrich übte keinen religiösen Zwang aus und duldete den Besuch protestantischer Predigten seitens der Bevölkerung, so dass die neue Religion von manchen angenommen wurde. Die pfälzischen Landesherren, die zum Protestantismus übergetreten waren, respektierten diese Haltung und gewährten dem Landgrafen Religionsfreiheit ("liberum exercitium religionis") für jene leuchtenbergischen Besitzungen, die auf dem Gebiet der Pfalz lagen. Für die Pfarrei Luhe und der Filiale Neudorf bedeutete dies die offizielle Beibehaltung des katholischen Glaubens. Der Weidener Landschreiber Jakob Pühler berichtete am 14.9. 1582: "Die Landsesserei Neudorf wird von der Pfarr Luhe durch einen papistischen Pfaffen zu je 14 Tagen, einsmals an den Fest-, Sonn- oder anderen gebotenen Feiertagen, mit Meßhalten und anderen päpstischen Zeremonien in der Kirche allda verrichtet und von den Untertanen allda gefeiert."
Doch nicht alle Untertanen bekannten sich zur katholischen Lehre. Die Bevölkerung hatte sich, zumindest zum großen Teil, bereits vom katholischen Glauben abgewandt und bekannte sich zum Luthertum. Es gab in der Pfarrei Luhe mit der Filiale Neudorf viele Gläubige, die aus freien Stücken die lutherische Lehre angenommen hatten und die Kommunion zu Rothenstadt oder Etzenricht besuchten. Während Landgraf Ludwig Heinrich dies duldete, verfolgte sein Sohn und Nachfolger Georg Ludwig einen äußerst harten Kurs. Er schaffte die Kommunion unter beiden Gestalten ab, den Besuch des Abendmahls verbot er bei 10 Gulden Strafe.
Nach dem Tod von Landgraf Georg Ludwig am 24. April 1613 stand die Landgrafschaft kurzzeitig unter der Verwaltung von Herzog Maximilian von Bayern. Dieser versuchte umgehend, das Luthertum vollständig abzuschaffen und die Untertanen wieder " katholisch zu machen ", was nicht nur der pfälzischen Regierung, sondern vor allem auch der Bevölkerung selbst sehr missfiel. Das geht aus einem Bericht des Landschreibers zu Weiden an den pfälzischen Statthalter in Amberg hervor: 1613 baten die Untertanen zu Neudorf vertraulich, ihrer und ihrer Nachbarn zu Wernberg und Luhe beim (pfälzischen) Landgericht eingedenk zu sein wegen der "ihnen aufgezwungenen papistischen Religion".
Die Zuspitzung der allgemeinen politischen Lage durch die religiösen Gegensätze führte 1618 zum Ausbruch des 30-jährigen Krieges, nachdem beim "Prager Fenstersturz" zwei kaiserliche Statthalter aus dem Fenster geworfen worden waren. Mit diesem Krieg begann für große Teile der deutschen Bevölkerung eine unvorstellbare Leidenszeit, die in manchen Regionen mehr als 60 % der Bevölkerung das Leben kostete. Auch Neudorf hatte schwer in den Kriegswirren zu leiden.
Die Zeit nach den Leuchtenbergern
Die Landgrafschaft kam1621 wieder unter die bayerischer Administration. Im Juli 1628 übernahm Max Adam, der älteste Sohn von Landgraf Wilhelm, die Regentschaft der Landgrafschaft Leuchtenberg. Er starb am 1. November 1646 an Wassersucht. Mit ihm war der letzte seines Geschlechts gestorben. Nun ging es darum, wer das Erbe erhalten sollte. In dieser Angelegenheit taxierte der leuchtenbergische Rat Dr. Ludwig Federl die böhmischen Lehen sehr niedrig. Er verwies auf den Kaufpreis für Neudorf ( 3000 Gulden ) und meinte, wegen des enorm großen Ruins ( durch den 30-jährigen Krieg ) sei es nicht die Hälfte wert.
Wie der größte Teil des leuchtenbergisches Erbes kam, allerdings auf Umwegen, das Pflegamt Wernberg mit Neudorf 1714 in den Besitz des Bayernherzogs Max Emmanuel.
Für Neudorf bedeutete dies nun folgende Konstellation:
Grundherr war jetzt Kurbayern. Die Verwaltung erfolgte, wie zu Zeiten der Landgrafen, von Wernberg aus. ( Die Landgrafschaft blieb als administrative Einheit innerhalb der bayerischen Gebiete erhalten, ebenso das Amt Wernberg als Teilgebiet der Landgrafschaft ). Landesherrschaftlich gehörte es weiterhin zum Amt Parkstein-Weiden mit sulzbachischer Landeshoheit: Ab 1714 befand sich die Landeshoheit von Parkstein-Weiden ( durch Kauf ) nur noch in der Hand der Sulzbacher. In diesem Jahr wurden, anlässlich der Huldigung an Sulzbach, in Neudorf 42 Hintersassen gezählt, d. h. im Ort gab es 42 Anwesen. Neudorf hatte also in etwa bereits die Größe wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreicht.
Bereits vor Einführung der Schulpflicht, nämlich mindestens seit 1759 gab es in Neudorf eine eigene Schule: Im Steuerbuch aus diesem Jahr ist Paul Götz ( Hausnummer 38 ) als Schulmeister genannt. Ungefähr um 1770 wurde eine neue Kirche in Neudorf gebaut.
Als 1777 die bayerische Linie der Wittelsbacher ausstarb, erbte der Sulzbacher Zweig der Wittelsbacher die bayerischen Gebiete. Damit waren alle Wittelsbacher Gebiete wieder in einer Hand und wurden in einen einheitlichen Territorialstaat zusammengeschlossen. Die Landgrafschaft Leuchtenberg allerdings (als Reichslehen) und die böhmischen Lehen Wernberg und Neudorf wurden zunächst einmal von Kaiserin Maria Theresia eingezogen. Erst 1779 erhielt sie der bayerische Kurfürst Karl Theodor. Für Neudorf bedeutete dies, dass erstmals seit Jahrhunderten Grund- und Landesherrschaft in einer Hand lagen, nämlich in der des bayerischen Kurfürsten. Da die Landgrafschaft als administrative Einheit und das ihr untergeordnete Amt Wernberg erhalten blieben, gehörte Neudorf grundherrschaftlich und mit niederer Gerichtsbarkeit zum Amt Wernberg und somit zur Landgrafschaft, mit hoher Gerichtsbarkeit aber weiterhin zum Amt Parkstein-Weiden. Darin liegt auch die Tatsache begründet, dass Neudorf später zum Landgericht (LG) Parkstein kam und dann zum LG Neustadt bzw. LG Weiden ( welche die Nachfolger des LG Parksteins waren ).
Im Jahr 1814 brach eine Katastrophe über Neudorf herein: Es war der große Brand und der zeitgenössische Chronist vermerkt über Neudorf: "Dieses Dorf führt gegenwärtig wieder den Namen Neudorf im eigentlichen Sinn, denn am 15. Juni 1814 wurde es von einer Feuersbrunst ganz vollkommen in Asche gelegt, so dass man kaum den Platz mehr erkennen kann, wo dasselbe stund." Der Wiederaufbau erfolgte unter der Regie und nach dem Plan des damaligen Landrichters Carl Freiherr von Lichtenstern. Ihm verdankt der Neudorfer Ortskern das heutige Gesicht: Er ließ Neudorf als Straßendorf mit einer ungewöhnlich breiten Ortsdurchfahrt erbauen. An der Straßenfront befanden sich die Wohngebäude (die bei den Bauernanwesen auch den Stall beherbergten ), während die Scheunen jenseits des Hofes errichtet wurden. Nach dem Brand musste auch die Kirche neu errichtet werden. Dies erfolgte erst 1819, da der Wiederaufbau der Wohn- und Wirtschaftsgebäude Vorrang hatte. Der Kirchenbau wurde ausgeführt als Schiff mit 3 Fensterachsen und Tonnengewölbe; der Chor mit dreiseitigem Abschluß erhielt ein Kreuzgewölbe; der Kuppeldachreiter wurde über dem Chor errichtet. Beim Hochaltar handelt es sich um ein Barockwerk ( entstanden um 1700 ), der später hinzugefügte Tabernakel ist ein Rokokowerk. Die beiden Seitenaltäre und die Kanzel sind ebenfalls Rokokowerke.
1817 bestand der Gemeindedistrikt Neudorf wie folgt:
Neudorf, 44 Häuser und 269 Einw., darunter 1 Hafner, 1 Schmied,
1 Lumpensammler, 1 Maurer, 2 Schneider, 2 Schreiner,
2 Schuster, 3 Weber, 1 Wirt
Gelpertsricht, 6 Häuser und 33 Einw.
Forstmühle, eine Mühle mit 9 Einw.
Ödhof mit 4 Einw.
1839 kaufte die Gemeinde das Haus des ehemaligen Schullehrers Götz, das nunmehr gemeindeeigenes Schulhaus war. Es steht neben der Kirche, wurde 1889 aufgestockt und wird heute, da es wieder in Privatbesitz ist, als altes Schulhaus bezeichnet.
Neudorf im 20. Jahrhundert
Dieses Jahrhundert war geprägt durch die beiden Weltkriege. Der 1. Weltkrieg forderte in der Gemeinde Neudorf 16 Opfer (15 Gefallene und 1 Vermisster). 1928 hatte die Gemeinde Neudorf 382 Einwohner und 60 Häuser. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, musste der damalige Bürgermeister Johann Schlegl das Amt abgeben; neuer Bürgermeister wurde Josef Hummer. Einen weitaus höheren Blutzoll als der Weltkrieg 1914-1918 forderte der 2. Weltkrieg: Die Gemeinde verzeichnete 21 Gefallene und 11 Vermisste.
Am 22. April 1945 rückten amerikanische Truppen in Neudorf ein und Einheiten der 90. US-Infanteriedivision übernahmen den Aufbau der Verwaltung im Landkreis Neustadt. Von der Militärverwaltung wurde in Neudorf Ambros Fellner als Bürgermeister eingesetzt, der dann auch bei der ersten Bürgermeisterwahl in seinem Amt bestätigt wurde. Er übte das Amt bis zu seinem Tode 1953 aus. Sein Nachfolger wurde Johann Post, der bis 1972 im Amt war. In seiner Amtszeit
wurde 1962 mit dem Neubau einer Schule und eines Lehrerwohnhauses begonnen. Das neue Schulhaus wurde 1963 vollendet und war bis 1979 mit ( meist drei ) Schulklassen belegt. Auch der Baubeginn für das Feuerwehrhaus mit Jugendheim fiel noch in die Ära Post.
Bei den Kommunalwahlen 1972 wurde als neuer Bürgermeister Johann Hero gewählt und er führte die Gemeinde bis zur Gebietsreform 1978.
In den Jahrzehnten seit Ende des Krieges hatte sich Neudorf stark verändert: Haupterwerb war nun nicht mehr die Landwirtschaft. Der Großteil der Berufstätigen war in Industrie, Gewerbe oder Dienstleistung tätig, zumeist auswärts. Auch das äußere Bild Neudorfs hatte sich rasant verändert. Rege zugenommen hatte nämlich auch die Bautätigkeit. Zählte Neudorf 1945 noch 52 Häuser, so waren es 1972 bereits 78, d. h. in weniger als dreißig Jahren nahm die Häuserzahl um 50% zu. Besonders im Nordostteil des Dorfes ( "Leiler" ) war eine relativ große Siedlung entstanden. Da diese Gebiete höher liegen als das alte Dorf, zeigte es sich sehr bald, dass die alte Wasserversorgung zu wenig Wasser förderte und bei weitem nicht mehr ausreichte. Damit aber war eine weitere Bautätigkeit in Frage gestellt. Hauptaufgabe der Gemeindeverwaltung ab 1972 unter Bürgermeister Hero war es deshalb, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das bedeutete in erster Linie den Bau einer neuen Wasserversorgung (Gelpertsricht und Grünau hatte ohnehin noch keine). 1974 wurde zunächst Grünau an die Luher Wasserversorgung angeschlossen. 1977 beschloss man den Bau einer ganz neuen Wasserversorgung für Neudorf und Gelpertsricht. Dazu hatte sich Neudorf der Steinwald-Gruppe angeschlossen, unter deren Regie südlich von Neudorf im Gebiet des Staatswaldes zwei Tiefbrunnen errichtet wurden. Mit diesem Vorhaben war die weitere Bautätigkeit gewährleistet und in der Folgezeit entstanden bis heute neue Baugebiete ( Schlagäcker, Am Sonnenhang, Bergäcker ).
Währenddessen hatte sich bereits das Ende der Gemeinde Neudorf abgezeichnet: Im Zuge der bayerischen Gebietsreform entstand 1978 aus den früheren Gemeinden Neudorf, Oberwildenau und Luhe die neue Gemeinde Luhe-Wildenau. Mitte der 80er Jahre erfolgte der Anschluss an die bereits bestehende Kläranlage in Luhe. Eine weitere Großinvestition war die Dorferneuerung ( beantragt am 13.4. 1984, anerkannt am 15.4.1986 ). Die ersten durchgeführten Maßnahmen in Neudorf betrafen den Ausbau der Ortsstraßen ( 1989 Zur Hohen Straße, 1991 Leieräcker, 1993 Pointgraben, 1994 Ortsdurchfahrt und Bergweg ). Eine erfolgreiche Zwischenbilanz konnte am 29. 9. 1995 gezogen werden, als Marianne Deml, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Neudorf, Grünau und Gelpertsricht einen Besuch abstattete und dabei die bisher durchgeführten Maßnahmen würdigte. 1996 wurde dann die Neugestaltung des Dorfplatzes (mit Steinbrunnen in Anlehnung an den früheren "Röhr"-Kasten) und der Ausbau der Hoffeldstraße ( zum neuen Sportplatz des TSV ) durchgeführt. Ziel des Straßenbaus war durchwegs eine dorfgemäße Gestaltung und wurde durch verschiedene Maßnahmen mit sichtbarem Erfolg erreicht: Weitgehende Durchgrünung (beidseitige Baumreihen, Schotterrasen statt versiegelter Seitenstreifen), Beschränkung der Fahrbahnbreite und deutliche Gliederung des Straßenraums (fließender, ruhender Verkehr; Fußgängerbereich; Einfahrten). Insgesamt brachte die Dorferneuerung eine markante Verbesserung sowohl des Ortsbildes als auch der dörflichen Lebens- und Wohnqualität. Bis zum September 1996 wurden im Rahmen der Dorferneuerung insgesamt Maßnahmen in Höhe von 2 986 000 DM durchgeführt. Zur gleichen Zeit wurde auf Initiative und unter der Leitung von Pfarrer Josef Schön auch die Barbara - Kirche der bisher gründlichsten und umfassendsten Renovierung unterzogen. Die Gesamtkosten betrugen 921123 DM; davon brachten die Neudorfer durch Spenden insgesamt 195440 DM auf.
Seit dem Winter 1997/98 wurde das ehemalige Schulhaus zum Feuerwehrhaus und Vereinsheim für die örtlichen Vereine umgebaut; die Arbeiten sind nahezu abgeschlossen. Damit hat sich neben dem herrlichen Dorfplatz, auf dem jedes Jahr die schon allseits bekannte "Neudorfer Dorfweihnacht" gefeiert wird, ein weiterer Dorfmittelpunkt herausgebildet, der von der Bevölkerung eifrig für Feste und Geselligkeit genutzt wird.
Johann Hero